Ein anderer Rollstuhlfahrer hat kürzlich angemerkt, dass manche Menschen ihm gegenüber behaupten, seine Behinderung im Laufe einer Begegnung zu vergessen. Er selbst vergesse sie niemals, für keine Sekunde. Mehr noch, diese sei und bleibe Teil von ihm. Wenn jemand sie vergesse, leugnete man einen wesentlichen Teil seiner Persönlichkeit. Was er wirklich brauche, sei eine barrierefreie Umgebung. Und nichts sonst. – Prompt hagelt es Likes und Solidaritätsbekundungen von Sympathisanten.
Ich verstehe seine Gereiztheit und möchte sie doch nicht teilen. Man kann sich nur darüber aufregen, wenn man die Leute bewusst missversteht. Denn diese sind nicht unsere Feinde, es sind keine Ignoranten oder Schlimmeres. Zugegeben, die Nicht-Behinderten sind manchmal arg tapsig, und der Dackelblick nervt mich genauso. Aber nicht diese haben die Barrieren errichtet. Sie haben höchstens keine Ahnung davon, wie man sie abträgt. Oder kein Interesse daran. Doch das rechtfertigt nicht, dass man es sich mit ihnen verscherzt.
Zugegeben, es ist anstrengend, immer wieder dasselbe zusagen, aber das ist nun mal unsere Pflicht. Genau wie Danke sagen. Ich kenne den Spruch, dass man gerne in einer Welt leben würde, in der man nicht an jeder Ecke um etwas bitten und sich danach bedanken müsse. Aber wir leben nicht in dieser Welt, vergesst es nicht! – Die oder der Helfende kann dafür nichts. Also, geht pfleglich mit ihren um. Wir brauchen sie spätestens, wenn wieder ein Fahrstuhl ausgefallen ist.