Und nur zwei Tage später wird schon sichtbar am Horizont, warum. Weil ich mit meinen eingeschränkten Kräften nicht dem standhalten würde, was auf diesen Stadtrat zukommen wird.
Ich gönne den Gewählten, dass Sie sich noch ein paar Tage oder sogar Wochen freuen. Dass Sie weiter von den guten und richtigen und wichtigen Ideen und Projekten träumen, was alles in dieser Stadt verändert werden kann und muss. Denn die alten Herausforderungen bleiben ja auch bestehen: der knappe Wohnraum, die Klimakatastrophe, der Verkehrskollaps …
Und doch zieht sich die Schlinge immer weiter zusammen. Und der Frühling wird kommen und die ersten schönen Tage, und wir alle werden uns in der Illusion sonnen, dass bis auf ein paar Wochen Ausnahmezustand alles so geblieben ist, wie es war. Und es wird uns alle nach draußen treiben, und die Polizei uns wieder hinein. Hoffentlich habe ich nicht Recht.
Nur die Haushälter werden erst zaghaft dann immer deutlicher darauf hinweisen, dass es kein Gestern mehr gibt. (Wenn es halbwegs glimpflich weitergeht, von den dramatischen Entwicklungen will auch ich nichts wissen.) Man wird vielleicht sogar noch einen Koalitionsvertrag aushandeln, voller richtiger und wichtiger Projekte. Und die Haushälter werden solange maulen, bis man hinter jedes Projekt: „unter Finanzierungsvorbehalt“ setzt. Und dann wird man bei den ersten Nachrichten, dass die Gewerbesteuern eingebrochen sind, unwillig den Kopf schütteln. Besonders hart wird es für alle Kulturleute, denn es gibt kein Kulturleben mehr in dieser Stadt. Und wann es wieder eines geben wird, weiß man nicht. Es bräuchte Zeit, um mit der Gegenwart Schritt halten zu können. Um durchatmen zu können.
Und dann wird es die ersten Enttäuschungen geben, dass sich die schönen und richtigen und wichtigen Projekte nicht umsetzen lassen. Dass schon alle Kraft und Mittel draufgehen werden, das Schlimmste zu vermeiden. Und dann … wir werden sehen.
Hoffentlich habe ich nicht Recht. Hoffentlich. Und dennoch, trotz allem wird es irgendwie weitergehen. Trotz allem.