Betrachtet man den Straßenplan von Paris, erkennt man sofort, dass das monumentale Viertel La Défense mit seinen futuristisch Hochhäusern genau in der Verlängerung vom Triumphbogen und dieser wiederum des Louvre liegt. Was für eine Magistrale!
Und in München? Da kann man vom Marienplatz, mit dem Rathaus als dem Zentrum des politischen Geschehens auf der einen Seite bis zum Hauptbahnhof lustwandeln oder nach Osten bis zur Isar und darüber hinaus den leichten Hügel hinauf zum Kulturtempel Gasteig.
Was für eine feine städteplanerische Idee, das größte Kulturzentrum mindestens der Republik, hoch über der Isar zu errichten. Mit einem fantastischen Blick über die ganze Stadt. Und nebenbei bemerkt, man könnte auch die sie verbindende Straße, das Tal (was für ein tiefsinniger Straßenname!) zu einer entspannten Fußgängerzone machen, aber das ist eine andere Geschichte. Kein Wunder, dass ich mich hier zum ersten Mal verliebt habe, aber das ist noch eine ganz Geschichte …
Der Gasteig also mit seinen festen Institutionen: den weltberühmten Münchner Philharmonikern, der wirkmächtigsten und ausziseliertesten Stadtbibliothek der Republik, der Volkshochschule mit ihren Tausenden schillernden Bildungsangeboten und der Musikhochschule, wo die Genies von morgen reifen. Allein für diese vier Einrichtungen würde sich der Bau jedes Tempels lohnen. Doch darüber hinaus findet noch viel mehr statt im Gasteig: Konzerte und Vorträge, Diskussionen, Ausstellungen, Filme, Lesungen, sprich alles, was Kultur den Bürgerinnen und Bürgern einer Stadt schenken kann.
Und was für eine Verheißung: Es wird einen neuen Gasteig geben in ein paar Jahren, im Gemäuer des Alten. Herausgeputzt und einsichtig, der sich der Stadt noch weiter öffnet, mit dem sie sich schmücken kann und wird. Die Vorzüge des alten werden angereichert um viel Glas, um Durchsichtigkeit, um Transparenz und um wirkliche Partizipation, Mitwirkung aus Augenhöhe. Es wird eine Kulturbühne geben, auf der sich alles ereignen kann, die geplanten wie die ungeplanten Schauspiele des Lebens.
Ich sehe den neuen Gasteig vor mir, der wirklich für jede und jeden etwas bereithält und für alle offen steht. Den Armen genauso wie den Reichen, den neuen Münchnern und den alten. Offen für die mit und die ohne Einschränkungen, die Jungen und die Alten und alle dazwischen. Hochkultur und Freies, Ungebändigtes.
Im Stadtrat möchte ich so etwas sein wie der Botschafter dieses neuen Gasteig. Jemand, der gemeinsam mit seinen Kollegen den anderen Fraktionen erklärt, warum das Ganze absolut nötig ist. Geradezu zwingend, weil Kultur in Krisenzeiten eine auseinanderbrechende Gesellschaft zusammenhalten kann. Weil Kultur vor Ort geschieht. Und weil Kultur der nachhaltigste, nachwachsende und klimaneutralste Rohstoff ist, den wir haben.
Ich werde aufpassen, dass sich hier wirklich alle willkommen fühlen. Und dass das eingesetzte Geld mit Augenmaß eingesetzt wird. Ich möchte ein Botschafter sein, der den Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ihren Gasteig schmackhaft macht als Krone ihres Münchens. Einer, der den Künstlerinnen und Künstlern geduldig erklärt, dass sie alle hier auch eine Wirkungsstätte haben, dass sie sich dort inspirieren lassen können sich begegnen können, sich und ihr Werk zeigen.
Davon träume ich, und ab dem 15. März wird dieser Traum umgesetzt. Es lebe München, es lebe die Kultur, es lebe der neue Gasteig für jede und jeden!