Lippenbekenntnisse

Vor einigen Wochen schrieb mich eine SPD-Landtagsabgeordnete an. Ob ich eine Lesung zum Thema Behinderung machen würde. Sicher, antwortete ich. Allerdings nur gegen Honorar, weil ich das gerade bei diesem Thema auch als einen Akt der Wertschätzung empfinde (und auch von irgendwas leben muss, nebenbei bemerkt). Das konnte die Dame nicht zusagen. Also schlug ich vor, an der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema Behinderung teilzunehmen. Unentgeltlich, kein Problem. Ich bat dann noch in einer Mail, mir beim Transport zum Veranstaltungsort zu helfen. Keine Antwort, auch kein Rückruf. Stattdessen am Tag vor der Veranstaltung eine lapidare Pressemitteilung, die über meine Teilnahme informierte. Erbost, diesmal wirklich, sagte ich ab. Und begründete meinen Unmut wortreich. Ich schrieb, wie unmöglich ich es fände, für die Durchsetzung der UN-Menschenrechtskonvention einzutreten und nicht einmal die banalsten Hilfestellungen für einen Betroffenen organisieren zu wollen. Auch darauf keine Antwort. Dennoch bin ich sicher, dass die SPD-Landtagsabgeordnete sich einiges auf ihren couragierten Einsatz für Menschen mit Behinderung einbildet. Wer jetzt denkt: Das schreibt er doch alles nur auf, um der Dame eins auszuwischen, – hat völlig recht.