Vor vierzehn Jahre begann ich meinen Roman „Der erste Sommer“ über die unmittelbare Nachkriegszeit, also die Monate ab Mai 1945 in München. (Mitten beim Schreiben erreichte mich dann die Diagnose MS, aber das ist eine andere Trümmergeschichte …)
Ein Buch hat mich beim Schreiben des Buches besonders beflügelt, nämlich Erich Kästners Tagebuch „Notabene 45“ . Dieser Tatendrang nach den Monaten der Unsicherheit, während derer man nicht einmal wusste, ob der Krieg wirklich vorbei und Hitler wirklich tot war! Welche Lust, etwas zu gestalten! Wie da aus den Trümmern etwas Neues entstanden ist, hat mich ermutigt, neu zu beginnen. (Dass das in Vielem dann doch das Alte war, hat man erst einige Jahrzehnte später realisiert. Doch auch das ist eine andere Geschichte, nicht unsere.) Der zweite Sommer, wie freue ich mich darauf.
Im Stadtarchiv fand ich die Polizeiberichte an die amerikanische Militärverwaltung. Da wurden die Klagen vieler Bürger erwähnt, dass „die Jugend an Sommertagen lieber am Flacher läge, als Trümmer zu beseitigen“. Viele Jahre dachte ich: Recht hatten sie, die Überlebenden. Ersteinmal haben einfach nur genossen, überlebt zu haben. Heute würde ich sagen: Wir schaffen beides, irgendwann. Am späten Nachmittag am Flaucher liegen, nachdem wir gemeinsam Trümmer weggeschafft haben.