Wir sitzen im bitterkalten Innenhof des bayerischen Innenministerium am Münchner Odeonsplatz. Um an diesem 18. Januar der Opfer zu gedenken, die achtzig Jahre zuvor zum ersten Mal abtransportiert wurden: weil sie anders waren, weil sie psychische Krankheiten hatten, weil sie behindert waren. Abtransportiert in den Tod, durch Verhungern, Medikamente und auch dadurch, dass man ihnen zu verstehen gab, dass sie nicht erwünscht waren in dieser grausamen Welt. Schon das aufzuschreiben fällt schwer. Wir frösteln, jetzt auch von innen. Und dann dieser Brief eines jungen Mannes an seine Mutter, der mir die Seele gefrieren lässt.
„Da ich von hier fort muss“, schreibt er, „und nicht weiß, wohin, will ich Euch die letzten Zeilen schreiben. Es ist hart für mich. Ich sage allen herzlichen Dank und auf Wiedersehen, wenn nicht auf dieser Welt, dann hoffentlich im Himmel.“ Das Wort „hoffentlich“ hat er unterstrichen.
Wir dürfen sie nicht wieder verstoßen, indem wir sie vergessen.
Ich danke aus frierendem Herzen Sibylle von Tiedemann, Michael von Cranach und der Gedenkinitiative für die „Euthanasie“-Opfer für ihren unermüdlichen Einsatz, um das Erinnern und damit uns lebendig zu halten.